Sportwissenschaft und Pétanque

Um in das Thema ‚Anforderung, Belastung und Spezialisiertes Training für Pétanque-Sport‚ gewissenhaft einsteigen zu können,
ist ein Mindestmaß an Basiswissen erforderlich, um die Heransgehensweise dort nachvollziehen zu können:
–  ‚Training grundsätzlich‘,
–  der ‚Umgang mit Training‘
–  die ‚Chancen durch fachlich fundiertes Training‘
wird transparenter und damit verständlicher.
Nur wer versteht, um was es geht, wird auch dementsprechend seine Motivation in diese Richtung ankurbeln können.

Der einleitende Teil der gesamten Rubrik
‚Sportwissenschaft und Pétanque‘:

‘Allgemeine Sportwissenschaft’

Trainingslehre, Bewegungslehre, Sportmedizin, Sportpsychologie, …
Teilbereiche, die in dieser Rubrik als grundlegendes Wissen näher beleuchtet werden

Basiswissen aus der allgemeinen Sportwissenschaft

Bewegungslehre

Trainingslehre

Sportmedizin

Sportpsychologie
__________

Anforderung, Belastung und Spezialisiertes Training für Pétanque-Sport

Belastung physisch und psychisch

Schwerpunkte der Belastung

Trainierbarkeit
__________

Trainingselemente

Pétanquespezifisch

Athletik-Training

Mental-Training

Bewegungslehre


Das Gebiet „Bewegungslehre“ ist in der Sportwissenschaft inzwischen von immenser Bedeutung – selbst für Trainer/Sportler, die sich mit der Bewegung als Solche intensiver befassen wollen, aufgrund der unzähligen Untergliederungen in Teilgebiete extrem umfangreich.

Hier werde ich mich nur mit den notwendigsten Teilbereichen befassen, die für die Sportart Pétanque tatsächlich relevant sein könnten – und selbst das werde ich in den einzelnen Ausführungen eingrenzen.
Ebenso werde ich diese Teilbereiche nicht differenziert beschreiben, da sie unmittelbar miteinander verknüpft sind und immer in einer gegenseitigen Abhängigkeit zueinander stehen.


Bewegung
Bewegung grundsätzlich wird als Ortsveränderung eines Körpers in Raum und Zeit beschrieben.
Eine menschliche Bewegung dient einer bestimmten Zweckerfüllung – als Alltagsbewegung und sportliche Bewegung.

Entscheidende, persönliche Voraussetzungen und Kompetenzen, die ein Sportler zur Ausführung von Bewegungen benötigt, bzw. für ihn trainingsrelevant/trainierbar sind:

  • Motorik
  • Biomechanik / Biomechanische Prinzipien
  • Bewegungskoordination/koordinative Fähigkeiten
  • Bewegungsanalyse

Eine Bewegung beschreiben zu wollen,
oder gar zu analysieren ist mit all den darin enthaltenen vielen Faktoren schier unmöglich.
Versuche einfach mal zu beschreiben, wie deine Bewegung aussieht, wenn du dich auf einen Stuhl setzt – du wirst eigentlich nie fertig werden, wenn du alle Bewegungen, Teilbewegungen, Ausgleichsbewegungen, … allumfassend beschreiben willst. Bei der reinen Beschreibung der eigentlichen Bewegung des „auf eine Stuhl setzens“ sind dann allerdings noch nicht annähernd weitere Teilbereiche angekratzt, mit denen sich die Bewegungslehre bis dahin eigentlich beschäftigt (Physische Voraussetzungen, Biomechanische Grundlagen, Analysemöglichkeiten, …).

Motorik
Motorische Fähigkeiten/Fertigkeiten (= Physische Leistungsfaktoren)
Gehen, Laufen, Springen und Werfen sind motorische Fertigkeiten.
Im Laufe der Entwicklung eines Menschen wurden diese automatisiert, dh. sie werden nicht bewusst gesteuert
(Beim Treppensteigen macht sich niemand Gedanken darüber, wie er eine Stufe nach der anderen nimmt, oder welche motorischen Prozesse er gerade nutzt oder dafür koordiniert).

Für den Bereich der Motorik sind weitere Faktoren ausschlaggebend:

  • Kraft
  • Schnelligkeit
  • Ausdauer
  • Beweglichkeit
  • Konditionelle Fähigkeiten
  • Koordinative Fähigkeiten

Koordination
Unter Koordination versteht man das Zusammenspiel von Zentralnervensystem und Skelettmuskulatur.
Eine gute Koordination zeigt sich vor allem in Form einer guten Bewegungstechnik und Bewegungsökonomie.
Besonders bedeutsam wird die Koordination im Hinblick auf eine Verletzungsprophylaxe, mittels einer gut ausgeprägten Koordination kann auf unvorhergesehene Gefahren besser reagiert werden, zudem werden Fehlbelastungen vermieden.

Nicht nur im Pétanque ist Koordination eine der grundlegenden Faktoren, die in jedem Training, egal ob Schule, Verein oder im Leistungssportbereich nicht zu unterschätzen sind.
Sowohl jede/r Trainer/in, wie auch jede/r Sportler/in sollten in der Lage sein, die Wichtigkeit dieser Faktoren zu (er-)kennen.
Über mangelnde Koordination klagen inzwischen bereits viele Erzieher/Lehrer/Übungsleiter schon im Kindergarten oder in den Schulen.
Beim einfachen Purzelbaum, bei dem grundlegend motorische Fähigkeiten zusammenspielen und koordiniert werden müssen, scheitern erschreckenderweise bereits viele Kindergarten- oder Schulkinder – im Erwachsenenalter sind solche Defizite dann nur erschwert trainierbar – aber zur Ausübung nahezu jeder Sportart unabdingbar.

Ebenso, wie motorische Fähigkeiten können koordinative Fähigkeiten im Sport niemals isoliert betrachtet werden.
Zu den wesentlichen koordinativen Fähigkeiten zählen Differenzierungsfähigkeit, Orientierungsfähigkeit, Reaktionsfähigkeit, Kopplungsfähigkeit, Rhythmisierungsfähigkeit, Umstellungsfähigkeit, Gleichgewichtsfähigkeit.

Auch, wenn sämtliche koordinativen Fähigkeiten durchaus ihre eigene Wichtigkeit haben, gehe ich hier in direktem Bezug nur kurz auf 4 der 7 Fähigkeiten ein, die nachvollziehbar machen, welchen Einfluss Koordination im Pétanque haben:

Gleichgewichtsfähigkeit
Ein schlechtes Gleichgewicht ist meist der Ursprung von Fehlkugeln.
Eine instabile Hocke beim Legen, eine immer schiefe Schusslinie, ein Verlassen des Kreises bevor die Kugel aufgesetzt hat – Anzeichen fehlender Gleichgewichtsfähigkeit.

Differenzierungsfähigkeit
Um zu spielende Kugeln zu „planen“, muss ein Wurf in Bezug auf Entfernung und Geschwindigkeit eingeschätzt und ausgeführt werden.
Dies verlangt eine hohe Sensibilität der Differenzierung. Der dabei jeweils richtige Wurf muss aus dem eigenen „Repertoire“ ausgewählt werden.

Kopplungsfähigkeit
Viele verschiedene Teilkörper- und Einzelbewegungen müssen zu einem -in sich- flüssigen Bewegungsablauf zusammengeführt (gekoppelt) werden. Sowohl für das ‚Schießen‘, wie auch für sämtliche Legetechniken ist diese koordinative Fähigkeit ausschlaggebend.

Rhythmusfähigkeit
Ein bereits eingeprägter (erfolgreicher) Bewegungsablauf muss immer wieder in der möglichst präzis gleichen Form (einem gleichbleibenden Rhythmus) ausgeführt werden können („… eine Kugel kopieren …“).

Kopplungsfähigkeit und Rhythmusfähigkeit ergänzen sich daher unmittelbar, da eine Fähigkeit ohne die andere nicht koordinier- und umsetzbar ist.

Bewegungsanalyse
Vereinfacht: Die Sportwissenschaft bezeichnet die Analyse menschlicher Bewegungen als Bewegungsanalyse.
Eine Untersuchung der Gesamtbewegung ist hierbei allerdings nicht ausreichend. Mit den Schwerpunkten Bewegungsmerkmale, Bewegungssequenzen, Bewegungsqualität und deren jeweiligen Auswirkungen wird eine Gesamtbewegung in Teilbewegungen unterteilt und zunächst separat bewertet.

Neben der einfachen Beobachtung (Fremd- und Selbstbeobachtung), die lediglich mit viel Erfahrung bewertet und ausgewertet werden kann, bieten sich auch Methoden (Serienfotografie, Film- und Videoaufnahmen) an, welche die Beobachtungen objektivieren – um eine Bewegung mit solchen Hilfsmitteln zu analysieren und gegebenenfalls zu optimieren, ist allerdings ebenso eine ausreichende Erfahrung in Bezug auf gegenseitige Abhängigkeiten und zwangsläufige Auswirkungen der einzelnen Teilbewegungen zueinander notwendig.