Boule bis Pétanque

Ein Freizeitvergnügen entwickelt sich zum Sport

Selbst auf internationaler Ebene im Leistungssport ist Spaß kein Fremdwort

Pétanque als Breitensport und Leistungssport

‚Pétanque‘ mit vielen Facetten

Boule kann sowohl als Freizeitsport zur geselligen Unterhaltung,
als auch mit sehr viel Ernst, Konzentration und strategisch, taktisch und technisch ausgereift als Wettkampfsport ausgeübt werden.

Die Übergänge hierbei sind meist fließend, wobei ein „Freizeitbouler“ einen „Wettkampfbouler“ an einem guten Tag durchaus zur Verzweiflung treiben kann.

Die Einen spielen Pétanque als reine Freizeitspieler, die Anderen nehmen den Wettkampf sehr ernst und betreiben „Leistungssport“ auf nationaler oder internationaler Ebene – beide Facetten haben ihren eigenen Reiz und nebeneinander gleichermaßen ihren Stellenwert …

Das Interesse an der Sportart Pétanque

und der Zulauf im „Seniorenbereich“ lässt sich im Breitensport in erster Linie dadurch erklären, dass hier sogenannte „Quereinsteiger“ ideale Einstiegsbedingungen vorfinden und mit wenig Aufwand diesen Sport ausüben können:

  • Geringe Kosten, da wenig Materialaufwand notwendig ist
  • Alters-, körperlich-, oder geschlechtsbedingte Vor- oder Nachteile wirken sich nur unerheblich aus
  • Selbst bei nur wenig Erfahrung stellt sich recht schnell ein gewisses Erfolgserlebnis ein
  • Eine gesellige Runde oder eine Teambildung ist aufgrund der geringen Voraussetzungen ohne viel Aufwand ausführbar
  • Boule lässt sich an nahezu allen Orten und auf beinahe allen Untergründen spielen ohne zwingend auf eine speziell angelegte Sportstätte beschränkt zu sein

Klischees in Medienberichten

Auch wenn immer wieder mal Artikel oder Medienbeiträge über Pétanque in der Öffentlichkeit auftauchen, bedienen diese bedauerlicherweise fast belächelnd sämtliche Klischees und schüren damit oft noch zusätzlich Vorurteile und machen diese Sparte für wirklich Sportinteressierte zusätzlich unattraktiv.

Das Klischee
vom „Sport für alte Herren“, die mit einer Zigarette in der einen und einem Glas Pastis in der anderen Hand über einige auf dem Boden um ein Holzkügelchen liegende Stahlkugeln diskutieren,  hat ganz sicher durchaus seine Berechtigung.
Keineswegs soll diese Form des Kugelspiels, die so in Frankreich schon seit ewigen Zeiten als Kultur gepflegt wird, verurteilt werden oder gar aussterben.

Die Trennung zwischen Boule und Pétanque
ist in Fachkreisen recht klar definiert, jedoch werden in Artikeln und Medienberichten, die in der Öffentlichkeit auftauchen, leider oftmals die oben beschriebenen Klischees bedient und machen diese Sparte für wirklich Sportinteressierte zusätzlich unattraktiv.

Leitbilder und Richtlinien

Menschen brauchen als Antrieb Leitbilder, an denen sie sich orientieren und nach denen sie streben können.

Diese Leitbilder im Sport sind nahezu ausnahmslos im Spitzensportbereich zu suchen.

Des Weiteren werden im Leistungssportbereich Leitbilder und durchgängig gültige Richtlinien in der Ausübung der Sportart entwickelt und etabliert, die bis in die Basis eine Vorbildfunktion haben.

Abhängigkeit des Leistungsbereichs von der Basis

Im Umkehrschluss lässt sich für einen Sportverband kaum eine Leistungsspitze bilden, ohne dementsprechendes Potential aus Landesverbänden und/oder Vereinen generieren zu können.

Ohne eine breite Basis, die sich aus einer Masse von Spieler/innen bildet, die in Vereinen organisiert sind, lässt sich keinesfalls eine zielorientierte Leistungsspitze bilden, die im Umkehrschluss als Motivationshilfe der Basis dient.

Ohne die Verbreitung der erforderlichen Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit, ist es in den Vereinen schwer, dementsprechend Mitglieder zu gewinnen.

Leistungs- oder Spitzensport und Breitensport haben also nicht nur durchaus ihre eigenständige Berechtigung, sondern sie sind unweigerlich miteinander verknüpft und stehen sogar unmittelbar in einer gegenseitigen Abhängigkeit.

Interesse beim Nachwuchs

Auch wenn der Leistungssport im Kinder- und Jugendbereich oftmals sehr kritisch eingestuft wird ist ohne Leistungssport speziell hier das Interesse am Breitensport nur sehr schleppend zu wecken – wenn überhaupt.

Kinder/Jugendliche brauchen weitaus mehr Leitbilder und ziehen aus dieser Zielsetzung ihre eigene Motivation.

Solche Leitbilder als Motivationshilfe haben umso mehr Wirkung, wenn der Weg dahin durch das Erreichen von Teilzielen oder -stationen unterteilt und dadurch vermeintlich leichter zu erreichen und greifbarer erscheint.

Im Kinder-, Jugend- wie auch Erwachsenenbereich sind unter diesen Gesichtspunkten verantwortungsbewusste, fundiert geschulte Verantwortliche (Funktionäre, Trainer, Betreuer, …) gefordert, um ebenso nach all dem gegebenen Talent und ebenso den individuellen Bedürfnissen und Motiven den Weg von jungen Sportlern und Sportlerinnen mit zukunftsorientierten Konzepten zu begleiten – sowohl im Breitensport- als auch im Leistungssportbereich.

Ebenso vielseitig, wie das Angebot an den unterschiedlichsten sportlichen Aktivitäten,
sind die Motive und Arten der Motivation, überhaupt Sport zu treiben:

  • Bewegung, körperliche Aktivität
  • Freude an bestimmten sportspezifischen Bewegungsformen
  • Ästhetische Erfahrungen (elegante, stilvolle Bewegungen)
  • Bewegungsempfindung
  • Selbsterfahrung, Selbsterkenntnis
  • Körperliche Herausforderung, Selbstüberwindung (körperliche Anstrengung)
  • Spiel
  • Risiko, Abenteuer, Spannung
  • Soziale Interaktion (Sport treiben in der Gruppe)
  • Erfolg (sachbezogen, subjektbezogen, sozialbezogen)
  • Präsentation
  • Fremdbestätigung und soziale Anerkennung (durch das Umfeld)
  • Prestige (Anerkennung durch Aufsehen)
  • Dominanz, Macht
  • Gesundheit
  • Fitness
  • Entspannung, Zerstreuung, Abwechslung
  • Kompensation (Ausgleich vom Alltag)
  • Naturerlebnis
  • Freizeitgestaltung
  • Materielle Gewinne
  • Kontakt, Anschluss
  • Geselligkeit, Kameradschaft
  • Aggressionsabbau
  • Sozialer Aufstieg (Anerkennung, Bekanntheit)
  • Ideologie
  • … .

Selten stehen einzelne Motivpunkte allein als Antrieb, um Sport zu treiben und nicht grundsätzlich stehen einzelne Motivpunkte im Gegensatz zueinander.

Es muss nicht zwangsläufig ein Widerspruch darstellen, wenn Grundmotive wie Fitness, Gesundheit, Körpererfahrung oder Bewegungsempfindung einen Leistungsgedanken mit in eine eigene Motivation einbezieht und verfolgt.

Ebenso gilt es auch nicht als Widerspruch, wenn trotz vorherrschendem Breitensportgedanken ein „gegeneinander Messen unter Wettkampfbedingungen“ als Anreiz zur eigenen Leistungsmotivation dient.

Im Mittelpunkt jeglicher Überlegungen in jegliche Richtungen muss und darf in erster Linie nur das Individuum und dessen (individuell motivierte) Leidenschaft zum Sport stehen.

… ist definitiv nicht Jedermanns Sache und damit auch nicht für denjenigen interessant, der schlicht ‚eine ruhige Kugel‘ schieben will.

Für Jene, die ihr Interesse allerdings nicht auf das reine (freundschaftlich/gesellige) Wettkampfspiel beschränken, sondern sich mit Pétanque und den tatsächlichen Hintergründen in Bezug auf Sport, explizit die Entwicklung/Voraussetzung zum Leistungssport und damit der sportwissenschaftlichen Auseinandersetzung intensiver beschäftigen wollen, ist unter der Rubrik ‚Sport/Pétanque/Training‘ genug Stoff, um sich damit ausreichend Zeit zu vertrödeln.

Überwiegend sind die oben aufgeführten Überlegungen/Ausführungen zum Breiten- und Leistungssport aus meiner Ausarbeitung für den DPV zu dem Thema aus dem Jahr 2013 entnommen.

Hier ist die komplette Ausarbeitung „Leistungssport und Breitensport – Widerspruch und Abhängigkeit“ als PDF zum Download hinterlegt.